Alles was Du über Delhi wissen musst
Alles was Du über Delhi wissen musst

Alles was Du über Delhi wissen musst

Delhi genießt keinen guten Ruf: Die Hauptstadt Indiens gilt als laut, schmutzig und chaotisch. Dies mag teilweise zwar stimmen – doch Delhi ist viel mehr als nur das. Delhi ist wie ein hochkonzentriertes Indien: unfassbar facettenreich und bunt, voller Geschichte und Kultur. Wer Indien verstehen möchte, der wird keinen besseren Ort als Delhi dazu finden.

Delhi – Indiens Geschichtsbuch

In Delhi ist die Geschichte Indiens an der Architektur und der Küche, an Sprachen und Religionen seiner Bewohner abzulesen. Delhi (oder Dilli auf Hindi) ist die zweitgrößte und Hauptstadt Indiens. Schon in der Mahabharata – einem zentralen Text des Hinduismus – also vor ca. 2000 Jahren, wurde die Stadt als Indraprastha erwähnt. Archäologische Funde bezeugen, dass das Gebiet um die heutige Millionenstadt schon vor 4000 v. Chr. bewohnt war.

Während der Jahrtausende ist Delhi das Zentrum vieler Kulturen, Hauptstadt zahlreicher Dynastien gewesen. Den Grundstein für das moderne Delhi legten die Tomara-Rajputen im achten Jahrhundert. Um 1200 wurde Delhi erstmals von muslimischen Kräften eingenommen. Dies gilt als die Geburtsstunde des Sultanats von Delhi.

Für die nächsten 300 Jahre sollten sich zahlreiche muslimische Dynastien abwechseln, die aus der Türkei, Afghanistan und Zentralasien kommen. Aus dieser Periode stammt das Qutb Minar, ein 72 Meter hohes, 800 Jahre altes Minarett.
Delhi wird in dieser Zeit auch zu einem Zentrum des Sufismus, des mystischen Islam.

Moguln und Briten

Im frühen 16. Jahrhundert ändert sich die Geschichte Indiens grundlegend. Die Moguln erobern erst Delhi, dann Nordindien und schließlich fast den ganzen Subkontinent. Die Moguln sind Nachkommen des Dschingis Khan. Zusammen mit Agra, Lahore (im heutigen Pakistan) und Fatehpur Sikri wird Delhi die vierte Hauptstadt des Mogulreiches.

Einige der größten Wahrzeichen Delhis und Indiens stammen aus der Zeit des knapp 300 Jahre währenden Mogulreiches, so z. B. das Rote Fort in Delhi und das Taj Mahal in Agra.

Der Einfluss der Moguln nimmt ab dem 18. Jahrhundert ab. Zu diesem Zeitpunkt sind die Briten bereits in Indien angekommen, und fangen an, ihren Machtbereich zu expandieren. Im Jahre 1858 nehmen britische Kräfte die Stadt ein. Wenig später löst Delhi Calcutta als die Hauptstadt des neu gegründeten Britisch-Indiens ab.

Die Kolonialherren benennen die Stadt in New Delhi um, und bereichern sie um zahlreiche Regierungsgebäude. Noch bevor diese alle fertiggestellt werden können, bricht der gewaltlose Kampf für die indische Unabhängigkeit aus, angeführt von Mahatma (der „großen Seele“) Gandhi. Am 15. August 1947 wird Delhi die Hauptstadt des unabhängigen Indiens. Gandhi wird 1948 in Delhi erschossen. Seine Gedenkstätte befindet sich am Raj Ghat, in der Nähe des Yamuna (des zweitheiligsten Flusses Indiens).

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Wahrzeichen der Moguln-Zeit: Das Grab des Humayun

Die besten Sehenswürdigkeiten in Delhi

Die Geschichte Delhis liest man nicht in Büchern nach – man erlebt sie in jedem Winkel der Stadt. Die Sehenswürdigkeiten Delhis stammen aus verschiedenen Zeiten, sind Zeugen zahlreicher Dynastien. Könige und Kaiser sind hier begraben, alte Traditionen über all die Jahrhunderte lebendig geblieben.

Das alte Delhi

Red Fort
Das Rote Fort Delhis war für zwei Jahrhunderte der Sitz der Großmoguln in Indien. Es wurde im 17. Jahrhundert von Shah Jahan, dem fünften Mogulkaiser, in rotem Sandstein erbaut. Hinter seinen eindrucksvollen Mauern befinden sich zahlreiche luxuriöse Paläste, z. B. der „Palast der Farben“ und die kaiserliche Audienzhalle.
Das Lahori Gate, der Haupteingang des Forts, ist eines der Wahrzeichen Indiens. Seit 1947 hält der Premierminister Indiens hier eine alljährliche Rede.

Jama Masjid
Dies ist die größte Moschee des indischen Subkontinents. Mehr als 25.000 Gläubige finden hier Platz zum Beten. Die Jama Masjid steht mitten in Old Delhi, nur 400 Meter vom Roten Fort entfernt, und ist eines der Zentren des indischen Islam. Die Jama Masjid von Lahore (Pakistan) ist ihre etwas kleinere Kopie.

Humayun-Mausoleum
Das Grab des zweiten Großmoguln Humayun ist eines der ersten und schönsten Beispiele indo-islamischer Architektur. Die geometrisch angelegten Gärten, die das reich verzierte Mausoleum umringen, symbolisieren die Harmonie des islamischen Paradieses. Unweit des Grabes von Humayun liegt das Nizamuddin Dargah, wo einer der wichtigsten Meister des indischen Sufismus begraben liegt.

Gurudwara Bangla Sahib
Der größte und wichtigste Sikhtempel in Neu Delhi. Im 17. Jahrhundert verbrachte Guru Har Krishan, der achte der zehn Sikh-Gurus, hier einige Zeit. Er verstarb im Alter von nur acht Jahren, und war somit der jüngste der zehn Gurus. Jeden Tag werden in der Gurudwara Bangla Sahib 40.000 kostenlose Mahlzeiten an Bedürftige aller Religionen, Kasten und Nationalitäten ausgeteilt.

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Die Freitagsmoschee (Jama Masjid)

Das moderne Delhi

Connaught Place
Ein von den Briten erbautes Geschäftsviertel, das heute das finanzielle Zentrum Delhis ist. Westliche Fast-Food-Ketten und Luxusmodegeschäfte reihen sich an alte indische Buchhandlungen und traditionelle Restaurants. Der „CP“ ist beliebter Treffpunkt für die junge Mittelschicht Delhis.

India Gate
Der Triumphbogen ist eines der Wahrzeichen Neu Delhis. Er erinnert an die indischen und britischen Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges für Britisch-Indien kämpften und starben. Heute ist das India Gate ein beliebtes Ausflugsziel für indische Familien und ausländische Touristen. Tagsüber werden die umliegenden Grünflächen zum Picknicken benutzt, abends wird hier Street Food verkauft.

Lotustempel
Dieser moderne Tempel wurde in den 1980ern fertiggestellt. Er ist eines der weltweit acht Andachtshäuser der Bahai-Religion. Diese Glaubensgemeinschaft entstand im 19. Jahrhundert und stellt die Einheit der Menschheit in den Mittelpunkt. Der Lotustempel wird von Angehörigen aller Religionen besucht und ist ein Zeichen der religiösen Toleranz.

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India Gate, Delhi

Weitere Sehenswürdigkeiten in Delhi

  • ISKCON-Tempel: Wichtiger Tempel der Hare-Krishna-Bewegung
  • Hauz Khas: Szeneviertel mit vielen Cafés und mittelalterlichen Sakralbauten
  • Lodi Gärten: Wunderschöne Gärten mit Bauwerken aus dem 15. Jahrhundert
  • Swaminarayan Akshardham: Der größte Hindutempel der Welt
  • Raj Ghat: Park und Gedenkstätte am Ufer des Yamuna.

Die besten Unterkünfte und Hotels in Delhi

Die meisten billigen Hostels und Backpacker-Hotels befinden sich in Paharganj, einem zentral gelegenen Stadtteil Neu Delhis. Paharganj ist nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, auch der Connaught Place ist gut zu erreichen. Jedoch ist Paharganj, wie auch die meisten Bahnhofsviertel in Europa, recht unschön und schmutzig.

Ein Aufenthalt in Delhi lässt sich viel angenehmer in anderen Stadtteilen verbringen – z. B. in Hauz Khas. In diesem trendige Szeneviertel befinden sich Cafés, Restaurants und einige der besten Hostels in Neu Delhi, z. B. das Gypsy‘s Shelter Hostel. Das Haveli Hauz Khas ist ein gutes der mittleren Preisklasse. In der Nähe des Flughafens befinden sich luxuriöse Hotelketten wie das Radisson und JW Mariott.

Die besten Restaurants in Delhi

Delhi ist bekannt für seine Kulinarik. Die Küche Delhis ist geprägt durch die Geschichte der Stadt, durch die vielen Herrscher, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. So finden sich in Delhis Street Food Einflüsse aus Afghanistan und Persien wieder, außerdem aus der Türkei und Zentralasien.

Hindus essen hauptsächlich vegetarische Gerichte, die Muslime auch Fleisch. Tibetische Flüchtlinge und nepalesische Auswanderer bieten Momos an, Südinder Masala Dosas. Das Karim‘s in Old Delhi ist ein kleines Restaurant, das von den Nachfahren des Leibkoches der Großmoguln betrieben wird. Hier werden solch klassischen Gerichte wir Chikken Takka, aber auch Gehirn-Curry zubereitet.

In Süddelhi befinden sich hochklassige Restaurants, die Tradition und Moderne verbinden. Das Olive Bar and Kitchen in Hauz Khas ist das beste italienische Restaurant der Stadt. Im Bukhara haben Gäste wie Vladimir Putin und Bill Clinton gespeist.

Vor allem aber ist es das Street Food Delhis, das die Kultur und Traditionen der Stadt verkörpert. Besonders beliebt ist Chole Bhature, ein Kichererbsencurry mit Fladenbrot. An jeder Straßenecke werden für 10 Rupien (13 Cent) auch Samosas und Pakhoras angeboten.

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Street Food in Delhi

Tagesausflüge von Delhi aus

Delhi ist mit seinem internationalen Flughafen der Ausgangspunkt vieler Indienreisen. Von Delhi aus lassen sich viele der touristischen Ziele Nordindiens erreichen – per Zug, Bus oder auch per Taxi.

Delhi – Agra
Agra war früher die Hauptstadt des Mogulreiches. Sie ist bekannt für das Taj Mahal, und bildet zusammen mit Delhi und Jaipur das Goldene Dreieck. Agra erreicht man am besten mit dem Zug (zwei Stunden von Delhi nach Agra). Wer nach Agra fährt, kann einen Zwischenstopp in Mathura und Vrindavan einlegen. Diese beiden Orte sind besonders heilige für alle Verehrer Krishnas, der hier seine Kindheit verbracht haben soll. Das Holi Festival wird nirgends so begeistert gefeiert wir in Vrindavan.

Delhi – Jaipur
Jaipur ist der dritte Punkt des Goldenen Dreiecks. Die „Pink City“ beherbergt faszinierende Gebäude der Rajputenarchitektur, so z. B. das Amber Fort und den Hawa Mahal, den „Palast der Winde. Jaipur wird auch das „Tor zu Rajasthan“ genannt. Weitere sehenswerte Städte in Rajasthan sind Udaipur, Jodhpur und Jaisalmer. Von Delhi nach Jaipur gibt es viele Züge, Busse und Nachtbusse, die regelmäßig fahren.

Delhi – Rishikesh
Im Norden von Delhi erhebt sich der Himalaya. In seinen Ausläufern liegen Haridwar und Rishikesh, zwei der heiligsten Städte Indiens. Rishikesh gilt außerdem als die Yoga-Hauptstadt der Welt. Der Ganges fließt durch Rishikesh und Haridwar, und verleiht den beiden Orten eine ganz besondere Atmosphäre. Von Delhi nach Rishikesh sind es sechs oder sieben Stunden mit dem Bus.

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Nur wenige Stunden von Delhi entfernt: Jaipur

Delhi – der Schlüssel zu Indien

Ein Besuch Delhis gehört zu jedem längeren Indienaufenthalt dazu. Nur wer Delhi gesehen hat, kann das Land wirklich verstehen. Denn nirgends ist die Geschichte und Identität Indiens so sichtbar, so in den Alltag verwoben wie in Delhi. In Delhi begegnet man dem alten und uralten Indien, und man lernt auch das moderne Indien kennen.

Delhi hat für alle etwas zu bieten: Geschichtsinteressierte und Feinschmecker, Architekturbegeisterte und Shoppaholics werden in dieser so vielfältigen Stadt alles vorfinden, was Indien zu bieten hat. Deshalb ist Delhi der Schlüssel zu einem tieferen Verständnis Indiens, eines Landes, das sich einem vollständigen Verstehen aber wohl immer entziehen wird.

Die besten Reiseführer für Delhi und Nordindien

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