Omkareshwar und Maheswar: Zwei Perlen Madhya Pradeshs
Omkareshwar und Maheswar: Zwei Perlen Madhya Pradeshs

Omkareshwar und Maheswar: Zwei Perlen Madhya Pradeshs

Der indischen Bundesstaat Madhya Pradesh ist nicht touristisch erschlossen wie sein Nachbar Rajasthan. Wer trotzdem nach MP fährt, der besichtigt wohl die erotischen Tempel von Khajuraho oder die berühmte Pilgerstadt Ujjain. Doch im Herzen Madhya Pradeshs liegen zwei Perlen versteckt, zwei kleine aber verzaubernde und sehr heiligen Orte: Omkareshwar und Maheshwar.

Omkareshwar – Mythologie VS Moderne

Omkareshwar ist ein kleiner Ort, der ungefähr 80 Kilometer von Indore entfernt ist. Man erreicht ihn nach einer drei- oder vierstündigen Busfahrt, die durch die Dschungel Madhya Pradeshs führt. Wenn man dann in Omkareshwar ankommt, wird einem sofort klar: dies ist ein einzigartiger, ganz besonderer Ort.

Omkareshwar liegt an den Ufern des heiligen Flusses Narmada. Der Name der Stadt bedeutet so viel wie „Herr des OM-Lautes“. Der Ort heißt so, weil die Flussinsel, die das Zentrum Omkareshwars bildet, wie das OM-Zeichen geformt ist. Omkareshwar ist ein wichtiger Pilgerort des Hinduismus. Dies liegt an dem Jyotirlinga, der sich hier befindet. Jyotirlinga sind die zwölf heiligsten Shivatempel in Indien. Andere befinden sich z. B. in Varanasi und in Kedarnath. Der Legende nach soll Omkareshwar eine Manifestation Shivas sein, der hier erschien um Dämonen zu bekämpfen.

Es gibt nur zwei oder drei Hotels in Omkareshwar, die alle nicht auf der Insel, sondern im neueren Teil des Ortes liegen. Dort befinden sich auch einige billige Restaurants, Teehütten – und natürlich ein Bhang-Shop. Bhang ist ein traditionelles Cannabisgetränk, das von Anhängern Shivas getrunken und in allen mit Shiva verbundenen Orten legal verkauft wird. Auch zu Holi wird Bhang konsumiert.

Von der Brücke, die die die heilige Insel mit dem restlichen Teil der Stadt verbindet, sieht man den Omkareshwar Staudamm. Er wurde 2007 – trotz heftiger Kritik von Umweltschützern und Gläubigen – fertiggestellt. Es ist typisch für Indien: die Idylle wird durch unüberlegten technischen Fortschritt, durch kapitalistischen Drang zerstört – doch der ganz besondere Geist überlebt eben doch. So macht man sich wenig draus, das ein riesengroßer, hässlicher Staudamm die Wasser des heiligen Flusses kontrolliert, dass neben einem Jahrhunderte alten Tempel ein Monstrum der Moderne steht.

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Auf dem Weg nach Omkareshwar

Der Jyotirlinga in Omkareshwar

Das Herz von Omkareshwar schlägt auf der Flussinsel Mandhata. Hier steht der Omkareshwar Mahadev Tempel. In seinem Inneren: einer der zwölf Jyotirlinga Indiens. Linga sind phallische Steinformen, die den Gott Shiva symbolisieren. Der in Omkareshwar wird jeden Tag durch aufwendige Rituale verehrt. So überschütten Priester ihn fast durchgehend mit Wasser des Narmada, das durch einen unterirdischen Kanal zurück in den Fluss gelangt.

Der Gegensatz zwischen ungezügelter Moderne und alten Traditionen wird auch in diesem allerheiligsten Tempel sichtbar: Zahlreiche laute Ventilatoren belüften die sonst wohl muffigen Wände, grelles Neonlicht erhellt die Statuen, die früher im Kerzenlicht flackerten. Wie an einem Flughafen wird man durch die Gänge des Tempels geschleust. Man hat nur wenige Sekunden Zeit, den Linga zu bewundern – dann wird man von den Massen an Pilgern weggedrängelt. Man steckt den Priestern einen oder zwei Scheine zu, folgt den Beschriftungen, und steht dann wieder im Freien. So effizient kann ein Tempelbesuch eben sein!

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Der Tempel von Omkareshwar

Maheshwar – das Zentrum des Univerums

Maheshwar liegt nur zwei Stunden von Omkareshwar entfernt. Es ist ein kleiner, verschlafener Ort, der sich ebenfalls am Narmada befindet. Ausländische Touristen sieht man hier selten. Die wenigen, die doch kommen, sind wie verzaubert von dem Charme dieser kleinen, wunderschönen Stadt.

Maheshwar ist bekannt für das Ahilya Fort. Es wurde vor rund 300 Jahren von der Holkar-Dynastie errichtet. Die einflussreiche Herrscherfamilie machte das Maheshwar zu ihrer Hauptstadt und das Ahilya Fort zur königlichen Residenz. Es wurden Parkanlagen und Paläste erbaut, Feste gegeben und distinguierte Gäste empfangen.
Gegenüber des Forts, mitten in den Fluten des Narmada, steht der uralte Baneshwar Tempel. In alten hinduistischen Texten wird er als das Zentrum des Universums angegeben: so soll hier eine Achse verlaufen, die die Erde mit dem Polarstern verbindet.

Heute ist von all dem Glanz nur noch wenig übrig. Das Ahilya Fort blickt zwar noch so imposant wie einst auf den Narmada, doch keine Königsfamilien wohnen hier, keine extravagante Feste werden mehr gefeiert. Stattdessen laufen einige wenige Touristen durch die alten Mauern des Forts, machen Fotos und Selfies. Draußen stehen Ziegen, liegen Saris zum Trocknen auf den Ghats des Narmada.
Wenn man das Fort gesehen hat, hat man Maheshwar gesehen. Entweder man übernachtet in einem der wenigen und sehr spartanischen Hotels der Stadt, oder man besucht einen weiteren der heiligen Orte Madhya Pradeshs: Ujjain zum Beispiel oder Mandaleshwar.

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An den Ufern des Narmada in Maheshwar

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